Hühnerfeld

Hochmoor mit kulturhistorischer Nutzung

Auf einer Hochfläche im Kaufunger Wald, nahe dem Steinberg, liegt das 332 Hektar große Hühnerfeld.

Trotz seines Namens hat das Hühnerfeld nichts mit Hühnern zu tun! Der Name leitet sich vermutlich von „Hünenfeld“, also „Hohes Feld“, ab.

Durch die hohen Niederschläge von über 900 Millimetern pro Jahr hat sich am Westrand des Kaufunger Waldes ein Übergangsmoor entwickelt. Wasserstauende Bodenschichten, verursacht durch eingelagerte Tone in der Buntsandsteinplatte, verhindern das Versickern des Niederschlagswassers. So konnten sich auf dem sauren Boden Torfmoosarten ansiedeln und durch ausreichende Wasserzufuhr begann das Torfwachstum zum Hochmoor.

Vor etwa 400 Jahren begann die Stadt Hann. Münden, diese Hochfläche als Hutung für Jungvieh zu nutzen. Bis 1785 dehnten sich die Allmendeweiden (kollektive wirtschaftliche Nutzungauf eine Fläche von etwa 300 Hektar rund um das Hühnerfeld aus. Nach der Aufgabe der Allmendeweiden wurde der Gemeinschaftsbesitz aufgeteilt, und ab dem 20. Jahrhundert begann man, das Gebiet mit Fichten und Kiefern aufzuforsten.

Ohne die Beweidung durch Vieh breiteten sich der giftige Adlerfarn und das Pfeifengras stark aus, was zu einer Verarmung der Artenvielfalt im Hühnerfeld führte.

Um die Artenvielfalt, die sich durch die kulturhistorische Nutzung auf dem moorigen Standort entwickelt hatte, wenigstens teilweise zu erhalten, kaufte der Landkreis Göttingen Flächen im Hühnerfeld auf und stellte das Gebiet 1968 unter Naturschutz.

Seit 1993 lässt der Landkreis Göttingen das Hühnerfeld durch Islandpferde und seit 2005 zusätzlich durch eine Mutterkuhherde extensiv beweiden. Durch Tritt und Verbiss der Tiere bleiben die Flächen offen, und die Ausbreitung von Adlerfarn und Pfeifengras wird eingedämmt. Heute sind noch etwa 50 Hektar offene Flächen erhalten.

Durch diese Beweidungsmaßnahmen wird die kulturhistorische Nutzung wieder aufgenommen, die über Jahrhunderte zur Entstehung dieses wertvollen Lebensraums geführt hat.

In den nassen Bereichen gedeihen typische Moorpflanzen wie Torfmoose, Rundblättriger Sonnentau, Rosmarinheide und Schmalblättriges Wollgras. In den trockeneren Bereichen sind Borstgrasrasen mit stark gefährdeten Arten wie Arnika und Quendel-Kreuzblümchen zu finden.